Selten zuvor war eine Berlinale so politisch aufgeladen. Angefangen bei der Posse um die Ein- und Ausladung von AfD-Politikern bis zur Preisverleihung am letzten Tag, als diverse Preisträger die Bühne mit Ansteckern und Kufiyas betraten und damit unmissverständliche politische Zeichen setzten.
„Nie wieder“-Claims wirken wie hohle Phrasen
Entsprechend groß war die Entsetzung im Nachhinein. Schließlich gab es keine einordnende Stimme im Rahmen der Berlinale, die sich klar auf die Seite Israels und gegen Antisemitismus stellte. Bis auf die üblichen „Nie Wieder“-Claims aus allen Lagern der Politik, die mittlerweile leider sehr beliebig und wie hohle Phrasen wirken
„Es ist nicht akzeptabel, wenn an einem solchen Abend von den internationalen Filmschaffenden nicht der bestialische Terrorangriff der Hamas auf über tausend friedlich lebende und auch bei einem Festival feiernde Menschen und deren grausame Ermordung angesprochen wird und auch kein Wort zu den noch mehr als 130 Geiseln verloren wird, die immer noch in der Gewalt der Hamas sind“, so Kulturstaatsministerin Claudia Roth.
So weit, so richtig. Warum gerade sie sich verhältnismäßig lange nach diesem Skandal Zeit gelassen hat, um sich zu positionieren, weiß niemand.
Ebenfalls fraglich ist die Besetzung der Jury der diesjährigen Berlinale. Während sich in der breiten Öffentlichkeit kritiklos darüber gefreut wurde, dass mit Lupita Nyong’o ein Weltstar als Jury-Chefin die Berlinale 2024 bereicherte und verschiedene Berliner Politiker sich damit rühmten, sie in den kommenden Tagen in der Stadt zu begrüßen, hat sich offenbar niemand damit befasst, wie sie zum Nahost-Konflikt steht. Nyong’o machte in den kommenden Monaten nie einen Hehl daraus, dass sie den Aggressor in Israel steht und dem terroristischen Hamas-Regime keine Verantwortung zuspricht.
Welche Konsequenzen sollten nun folgen?
Welche Konsequenzen müssen gezogen werden? Rücktritte? Keine Finanzierung der Berlinale? Mehr Kontrolle über die Kunst? Die nächsten Wochen werden sicherlich zeigen, wohin die Reise geht. Zumindest hat Claudia Roth bereits eine Aufarbeitung der diesjährigen Berlinale angekündigt. Klar ist: Bei aller Kunst- und Meinungsfreiheit muss zumindest ein minimaler Rahmen gesteckt sein. Kritik an der israelischen Politik ist gerechtfertigt. In dem Moment, wo allerdings „From the river to the Sea“-Parolen und das Existenzrecht Israels direkt oder indirekt infrage gestellt werden, ist wo klare Grenzüberschreitungen vorliegen.
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