Der Bundesparteitag der CDU wurde sehr aufmerksam beobachtet: Wer sollte das Erbe der glücklosen Annegret Kramp-Karrenbauer antreten und die CDU durch das Superwahljahr 2021 führen?

 

Die Reden der Kandidaten

Armin Laschet hatte sicherlich einen Sahnetag erwischt: Seine Rede war nicht nur sehr emotional, er sprach alle derzeit wichtigen Punkte an und zeigte mit der Glücksmünze seines Vaters auch, dass er etwas von Symbolik versteht. Die Rede kam sowohl bei CDU-Mitgliedern als auch in den Medien sehr gut an. Die Rede von Norbert Röttgen war wie man es erwartet hatte, sehr solide. Er legt wie bereits in seiner Kampagne der letzten Monate darauf, als integrierender Faktor zu wirken, der alle Strömungen der Union mitnimmt.

 

Und dann war da die Rede von Friedrich Merz. Sie wurde von vielen Beobachtern als sehr technisch wahrgenommen und ließ es ein wenig an Emotionen fehlen, auch wenn er einige sehr gute Punkte einbrachte und daran appellierte, dass Deutschland mehr Mut bei Entscheidungen wagen sollte. Eher negativ kam allerdings die Aussage an, dass er „sozial Schwache“, wie die Frauen fördern möchte und kein Chauvinist sei – schließlich hätten ihm seine Töchter längst die Rote Karte gezeigt und seine Frau sich von ihm getrennt. Das ist als Argument für Frauenförderung natürlich etwas dünn. Hier wäre es schön gewesen, wenn er aufgezeigt hätte, wie seine Vision von einer proaktiven, nicht quotengetriebenen Frauenförderung aussehen würde. Wer sich näher mit der Arbeit von Friedrich Merz befasst, der weiß, dass er etwa in seinem Wahlkampfteam auch auf die Kompetenz von starken Frauen setzt. Darauf darf man durchaus mit Stolz verweisen.

Wahl

In der Stichwahl setzte sich Armin Laschet letztlich gegen Friedrich Merz durch. Mittlerweile wurde die Wahl durch die Briefwahl bestätigt.

Aufsehen erregte Friedrich Merz auch nach der Wahl. Sein Angebot an den frisch gewählten Parteivorsitzenden Armin Laschet, sich für das Amt des Bundeswirtschaftsministers zur Verfügung zu stellen, gleichzeitig aber auf eine Kandidatur für das CDU-Präsidium zu kandidieren, kam in der Öffentlichkeit sehr schlecht an. Einige Tage später sah Merz dies ein und bat in einem schriftlichen Statement um Entschuldigung.

Wie geht es weiter? Herausforderungen für Armin Laschet

Dem neuen Parteivorsitzenden Armin Laschet stehen einige große Herausforderungen bevor: Die Partei ist bereits seit einiger Zeit innerlich keine Einheit. Das ist allerdings ein Stück weit der Tatsache geschuldet, dass eine Volkspartei entsprechend viele Meinungen beinhaltet – dies können andere Parteien nicht mehr wirklich von sich behaupten. Durch den Dreierkampf zwischen ihm, Roettgen und Friedrich Merz hat sich die Diversifikation in Lager noch ein wenig verschärft. Laschet muss es nun gelingen, alle Fraktionen wieder zusammenzubringen und dafür zu sorgen, dass die CDU-Mitglieder an einem Strang ziehen, wenn es in das Superwahljahr 2021 inklusive der Bundestagswahl im Herbst geht.